Großglockner

August 2012

Höhe: 3.798 m

Lage: Hohe Tauern, Grenze zwischen Kärnten und (Ost-)Tirol

Der Großglockner ist der höchste Berg Österreichs und liegt in Mitten der Hohen Tauern. Auf der Großglockner Hochalpenstraße erhält man einen hervorragenden Eindruck des Bergs, der über der Pasterze empor ragt.

Aufgrund der Vielzahl an Graten und Rinnen weist der Großglockner eine Vielzahl an möglichen Routen zum Gipfel aus. Die bekanntesten sind der Normalweg (über die Erzherzog-Johann-Hütte) und der Anstieg über den Stüdlgrat. Der Berg zählt nicht zu den schwierigsten Bergen Österreichs, jedoch wohl zu den am meisten Unterschätzten. Das beweisen nicht zuletzt die zahlreichen, zum Teil tödlichen, Alpinunfälle jedes Jahr. Unfälle, die zum Großteil auf Selbstüberschätzung und/oder schlechte Ausrüstung zurückzuführen sind. Also vorweg: Crocks sind nicht ausreichend für die Besteigung!

 

Die Idee 

 

Das Ziel den Großglockner zu besteigen hatte ich schon länger. Die Entscheidung "jetzt ist es so weit" kam dann allerdings eher kurzfristig. Ende August 2012 war das Wetter in der Glockner-Region für mehrere Tage sehr gut vorausgesagt. Perfekte Bedingungen also. Einen Berg dieser Höhe alleine zu besteigen ist natürlich Nonsens (wobei man nie alleine ist, zu viele Gipfelaspiranten tummeln sich da oben – aber das ist eine andere Sache). Daher habe ich mich einer Gruppe Bergsteiger mit einem Bergführer aus Kals angeschlossen (mit vorheriger telefonische Vereinbarung).

 

Warum mit Bergführer? Das ist doch was für Mädchen! 

 

Falsch. Die Antwort ist einfach: Weil ich den Berg nicht kenne, der Bergführer hingegen schon. Den Großglockner zu besteigen ist keine Wanderung, und Sicherheit geht vor. Und außerdem kenne ich Mädchen, die weit besser drauf sind als ich.

Sonntag, 19. August 2012

 

Anreise mit dem PKW nach Kals, von dort weiter über die "Kalser Großglocknerstraße" zum Lucknerhaus. Dort gibt es einen großen Parkplatz, der gut belegt ist. Die Glocknerregion ist ein wunderschönes Wandergebiet. Hier sieht man den Berg vor sich, und fühlt sich mitunter ziemlich klein. Die schwarze Gipfelpyramide in der Nachmittagssonne. Da soll ich also hoch? Es kommen Zweifel.

Aufstieg (ca. ½ Stunde) zur Lucknerhütte (2.241 m). Dort erste Übernachtung.

 

Montag, 20. August 2012

 

Am Morgen knapp anderthalb Stunden Aufstieg zur Stüdlhütte (2.802 m). Dort heißt es dann erst mal warten auf die anderen Teilnehmer und den Bergführer. Das Wetter ist – wie vorhergesagt – perfekt. Mein Vorrat an Sonnencreme schwindet.

Kurz nach Mittag Ausrüstungscheck, Anpassen der Steigeisen. Dann geht es hoch zum Ködnitzkees, das von der Stüdelhütte aus nicht zu sehen ist. Der Gletscher liegt in einer Art Mulde. Hier zeigt sich, dass die Entscheidung mit Bergführer zu gehen goldrichtig war. Mehrere Spalten am Weg und ein klettersteigartiger Aufstieg zur Erzherzog-Johann-Hütte (3.452 m) auf der "Adlersruhe". Es ist die höchstgelegene Schutzhütte Österreichs. In der Nacht ziehen Gewitter vorbei, aber das ist uns egal. Das Essen hier oben ist echt gut, der Geruch im Schlafraum eher streng. Haben die noch nie was von Merinowolle-Socken gehört?

Dienstag, 21. August 2012

 

Aufstehen um 4:30 Uhr, Frühstück um 5:00 Uhr. Die Sonne geht weit im Osten auf, der Dachstein ist schon im Morgenlicht. Am Großglockner herrscht noch tiefe Nacht. Beeindruckend. Langsam kriecht der Tag auf uns zu, es ist Zeit, aufzubrechen. Über einen kurzen felsigen Weg geht es in Richtung Glocknerleitl. Steigeisen angeschnallt, und in weit gezogenen Serpentinen steigen wir in Richtung Sattel. Die Gewitter der Nacht zuvor verziehen sich zunehmend, es klart auf.

Einfache, aber nicht ganz ungefährliche Kletterei auf die Gipfelpyramide (Schwierigkeitsgrad II nach UIAA). Alpines Klettern, teilweise mit Steigeisen (gemischtes Gelände). Sicherungsseile gibt es hier keine, die Sicherung erfolgt gegenseitig in der Seilschaft. Einige Bergsteiger klettern ohne jede Sicherung an uns vorbei. Ziemlicher Verkehr hier oben. Wenn ich mich so umsehe bin ich aber doch tendenziell froh über das Seil. Ich hoffe nur, von den anderen (die ich ja erst seit gestern Mittag kenne) macht niemand Blödsinn.

 

Tun sie nicht.

 

Erst geht es hoch auf den Kleinglockner, dann über die Glocknerscharte auf den Großglockner. Es ist Montag, und die Zahl der Bergsteiger hält sich trotz des schönen Wetters in Grenzen. Wir sind nicht eben alleine, das nicht, aber auch keine Spur des immer wieder kolportierten "Staus am Gipfel".

 

Dienstag, 21. August 2012, 8:10 Uhr: Großglockner, 3.795 m 

 

Wir sind oben. Genießen die unglaubliche Sicht in alle Richtungen. Ortler, die drei Zinnen, Großvenediger, Dachstein. Blick nach unten auf die Pasterze. Der Rundumblick ist fantastisch, und das Gipfelkreuz glänzt golden in der Morgensonne. Fast schon romantisch.

Nach etwa einer halben Stunden beginnt der Abstieg. Gegen 10:40 Uhr sind wir wieder auf der Adlersruhe, danach geht es weiter über das Ködnitzkees zur Stüdelhütte. Wir verabschieden uns vom Bergführer, der gestresst wirkt und schon die neuen Kunden in Empfang nimmt. Er hat auch keine Zeit für ein Abschiedsbier und muss schon wieder hoch. Ich weiß nicht, ob ich ihn ob seines Jobs bedauern oder mich ärgern soll, weil das irgendwie nach Massenabfertigung riecht.

Ich beschließe die Sache zu ignorieren. Soll jeder machen was er möchte.

Nach einer Stunde Pause geht es weiter. Abstieg zum Lucknerhaus. Insgesamt vom Gipfel aus 2.000 Höhenmeter nach unten. Gegen 14:00 Uhr ist das Abenteuer Großglockner vorbei.

 

Fazit? 

 

Eine wunderschöne Besteigung, ein toller Berg. Bei Schlechtwetter aber kann die Sache ungemütlich werden. Wer den Glockner nicht kennt sollte die Kosten für einen Bergführer nicht scheuen – Massenabfertigung hin oder her, aber sicher ist sicher.

Die Übernachtung im Lucknerhaus oder auf der Lucknerhütte macht aufgrund der Akklimatisierung durchaus Sinn.

 

Notwendige Ausrüstung: Bergschuhe, Steigeisen, Pickel, ggf. Stöcke, wasserdichte Hose und Jacke, Pullover. Helm. Ausreichend Sonnenschutz. Flüssigkeit zu trinken (Wasser, kein Bier!)